Sehr geehrter Herr Regierungsrat Mario Cavigelli,
sehr geehrter Herr Dr. Adrian Arquint, Jagdinspektor Kanton Graubünden
Mit Unverständnis haben wir im Kantonsamtsblatt vom 4. Oktober 2019 über den Beschluss zum Abschuss von vier Jungwölfen vom Beveriner Rudel gelesen. Mit Entsetzen haben wir die Meldung vernommen, dass bereits zwei der vier Jungtiere durch die Wildhut geschossen wurden!
Kontinuierlich mit der Flinte sich die Natur zurecht zu schiessen muss ein Ende haben. Wir haben zwar Verständnis dafür, dass es einen Mehraufwand braucht um Nutztiere vor dem Wolf zu schützen, aber die Methoden sind nicht mehr zeitgemäss. Nach dem Abschuss der beiden Jungwölfe ist eine Grenze des Tierschutzes überschritten worden, die wir so nicht akzeptieren wollen und können. Genug ist Genug!
Der Herdenschutz muss den heutigen Anforderungen angepasst werden – ein Zaun von einem Meter, auch wenn er mit Strom geladen ist, überspringt jeder Haushund mit Leichtigkeit. Ohne Herdenschutzhunde gibt es keinen adäquaten Schutz der Nutztiere vor den Wildtieren! Wir verlangen auch, dass Herden zusammengelegt, oder wenn man dazu nicht bereit ist, aufgegeben werden. Wildtiere waren immer schon auf unseren Hochalpen ansässig und wurden erst durch uns Menschen verdrängt.
Die Begründung, dass man durch den Abschuss der Jungwölfe eine Vergrämung erreicht, greift nicht! Und gegen wen soll der Wolf vergrämt werden? Wir Menschen sind absolut nicht in Gefahr und die Nutztiere auch nicht, wenn sie richtig geschützt werden. Wie soll der Wolf das verstehen? Das Rudel wird zerschossen und damit hat sich’s. Eine sinnlose Aktion die auch viele Menschen nicht verstehen können.
Es kann nicht angehen, dass wir, obwohl berechtigt, Millionen für den Schutz von bedrohten Tierarten im Ausland ausgeben und diesen Ländern vorschreiben wollen, sie nicht zu töten, und wir schiessen alles auf Kosten der Biodiversität ab! Wir haben hier in der Schweiz den höchsten Anteil an gefährdeten Arten in Westeuropa. Was ist das für ein Naturverständnis? Wo bleibt die Vorbildfunktion für unsere Jugend, die gerade ein neues Verständnis gegenüber der Natur und ihren Lebewesen aufbaut. Die Schweiz wird mehr und mehr zur Wüste in Sachen Biodiversität. Dazu gehört auch der Wolf, der von sich aus in seine ursprüngliche Heimat eingewandert ist, erneut verfolgt wird und in Gefahr ist, wieder ausgerottet zu werden.
Wir fordern deshalb eine adäquate Anpassung des Herdenschutzes, keine lächerlichen und unnützen Meterzäune und keine vorsätzliche, sinnlose Tötung von Jungtieren, die keine Schuld trifft, nur um den Wolfsgegnern einen Gefallen zu tun. Wir fordern Massnahmen zum Schutze der Wildtiere und der Nutztiere und keinesfalls Abschüsse von Wolf, Luchs und Bär! In Zukunft müssen auch zwingend Tierschützer, Biologen und Fachleute aus nicht jagdnahen Kreisen bei solchen schwerwiegenden Entscheidungen miteinbezogen werden.