Wildtierschutz Schweiz lehnt die geplante Zulassung von Schalldämpfern für die Jagd im Kanton Graubünden entschieden ab. Schalldämpfer stellen eine erhebliche Gefahr für den Naturschutz, die öffentliche Sicherheit und das ethische Jagdverständnis dar.
Der Kanton Graubünden plant, künftig Schalldämpfer für die Jagd zuzulassen. Der Verein Wildtierschutz Schweiz spricht sich klar und entschieden gegen diese Massnahme aus. Schalldämpfer sind keine harmlose technische Erleichterung – sie bergen erhebliche Gefahren für Wildtiere, Wanderer, Wildhüter und den gesamten Naturraum.
Schalldämpfer mindern die Geräusche beim Schuss so stark, dass Abschüsse weitgehend unbemerkt bleiben. Dies erschwert nicht nur die Orientierung im Gelände, sondern erhöht auch das Risiko von Fehlabschüssen. Wanderer, Spaziergänger und andere Naturbesuchende können die Gefahrenquelle nicht mehr orten und richtig einschätzen. Die allgemeine Sicherheit im Wald wird dadurch massiv gefährdet.
Gefährdung von Wanderern und Waldbesuchern
Ein zentraler Punkt der Ablehnung ist die massive Gefahr, die von Schalldämpfern für die Sicherheit von Wanderern und Waldbesuchern ausgeht. Durch den Einsatz eines Schalldämpfers wird die Schussgeräuschintensität stark verringert, was es für Wanderer und Naturbegeher unmöglich macht, die Schiessrichtung korrekt einzuschätzen. Das Risiko, dass Menschen versehentlich in den Schussbereich geraten, steigt erheblich. Der berühmte Schuss als Warnsignal, der es den Menschen ermöglicht, die Nähe von Jägern zu erkennen und sich sicher zu verhalten, entfällt nahezu vollständig.
Ethische Bedenken und Verfälschung der Jagd
Der Einsatz von Schalldämpfern verzerrt die Jagd als solche. Die Jagd sollte sich an ethischen Standards orientieren, die den fairen Umgang mit Wildtieren respektieren. Schalldämpfer ermöglichen eine unauffällige Jagd auf ganze Rudel, wodurch die natürliche Dynamik der Wildtierpopulationen gestört wird. Ein gezieltes Ausschalten mehrerer Tiere aus einer Herde, ohne dass die Tiere sich durch den Schussgeräusch instinktiv in Bewegung setzen, verletzt die Prinzipien einer fairen Jagd und fördert einen schonungslosen, industriellen Umgang mit Wildtieren.
Wirtschaftliche und ökologische Auswirkungen
Das Bundesgesetz über die Jagd fordert den verantwortungsvollen und nachhaltigen Umgang mit Wildtieren. Schalldämpfer widersprechen diesem Grundsatz, da sie die Kontrolle und das Management von Wildtierbeständen erheblich erschweren. Durch den Einsatz von Schalldämpfern können Jäger ungehindert grössere Bestände jagen, was nicht nur die ökologische Balance gefährdet, sondern auch die Akzeptanz der Jagd innerhalb der Bevölkerung weiter schädigt. Die Jagd auf Wildtiere muss stets transparent und nachvollziehbar sein, was mit dem Einsatz von Schalldämpfern zunehmend erschwert wird.
Sicherheitsbedenken für Wildhüter
Auch für Wildhüter, die zum Schutz von Wildtieren und zur Überwachung der Jagd tätig sind, stellt der Einsatz von Schalldämpfern ein erhebliches Problem dar. Wildhüter sind darauf angewiesen, den Schüssen zu folgen, um die Richtung und Art der Jagd zu überwachen. Durch den Einsatz von Schalldämpfern verlieren Wildhüter eine wichtige Orientierungshilfe, was ihre Arbeit gefährdet, und ihre Fähigkeit einschränkt, in Echtzeit auf eventuelle Verstösse gegen Jagdgesetze zu reagieren.
Rechtlich wurde der Einsatz von Schalldämpfern mit der missratenen Jagdverordnung, welche seit dem 1. Februar 2025 in Kraft ist, erlaubt. Was bisher als verbotenes Hilfsmittel bei der Jagd klassifiziert wurde, ist nun mit der Begründung, dass es eine Möglichkeit ist, zur Verringerung der Lärmbelastung, erlaubt. Gerade darin liegt aber die Problematik und Gefahr von Schalldämpfern.
Der Verein Wildtierschutz Schweiz fordert den Kanton Graubünden deshalb auf, auf die Einführung von Schalldämpfern zu verzichten. Statt die Jagd mit technischen Hilfsmitteln für die Jäger:innen zu «optimieren», braucht es mehr Achtsamkeit, Respekt gegenüber Wildtieren und Sicherheit für alle, die sich im Wald aufhalten